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Cilli und Paul Schulmann

Schützenstraße 38

HIER WOHNTE
CILLI SCHULMANN
GEB. NEUMANN
JG. 1910
FLUCHT 1939 / USA

HIER WOHNTE
PAUL SCHULMANN
JG. 1905
„SCHUTZHAFT“ 1938
DACHAU
FLUCHT 1939 / USA

Cilli Neumann wurde am 7. Oktober 1910 als älteste Tochter von Emil und Paula Neumann in Ulm geboren. Sie hatte noch einen jüngeren Bruder Siegfried und eine jüngere Schwester Ilse. 1925 zog die Familie Neumann in die Johannisstraße 10 nach Neu-Ulm.

Paul Schulmann wurde am 29. Juli 1905 als Sohn von Abraham und Selma Schulmann in Ulm geboren. Durch den frühen Tod des Vaters wurde er schon mit 11 Jahren Halbwaise. Paul Schulmann wohnte mit seiner Mutter und seiner Schwester Hedwig an verschiedenen Ulmer Adressen.

Paul ging an das Ulmer Gymnasium in der Olgastraße und bestand 1923 seine Reifeprüfung. Danach erlernte er den Beruf des Kaufmanns. Am 27. Dezember 1935 heiratete Paul Schulmann in Ulm Cilli Neumann.

Das Paar wohnte nach der Eheschließung zuerst bei Cillis Eltern und dann ab Oktober 1936 in der Schützenstraße 38. Ende April 1939 wurde der Mieterschutz für Juden aufgehoben (Entmietungsgesetz) und wenig später erfolgte die „Zwangsarisierung“ sämtlichen jüdischen Eigentums.

Deshalb musste das Ehepaar Schulmann am 29. Juni 1939 zwangsweise in das „Judenhaus“  der Familie Bissinger, Hindenburgstraße 34 (heute Augsburger Straße 34) umziehen. Von November 1938 bis Januar 1939 war Paul Schulmann im Konzentrationslager Dachau interniert.

Als die Einreisegenehmigung für die USA da war, wurde Paul Schulmann aus Dachau entlassen. Zusammen mit seiner Frau konnte Paul aber erst mit dem letzten deutschen Schiff „Rotterdam“ am 22. November 1939 von Rotterdam aus in die USA emigrieren. Dort wohnten sie in Paterson/New Jersey bei Dr. Louis Shapiro, der mit einer Cousine von Paul Schulmann verheiratet war. Später zogen sie nach Fair Lawn, New Jersey um. Als Paul und Cilli Schulmann US-Bürger wurden, änderten sie ihren Nachnamen in Schulman, Cilli auch ihren Vornamen in Celia.

Paul Schulman arbeitete dort als Buchhalter und Steuerberater, Celia als Näherin. Beide engagierten sich sehr in der dortigen jüdischen Gemeinde.

Am 14. Juni 1976 starb Paul Schulman an Herzversagen.

Celia und Paul Schulman hatten zwei Töchter, Ruth Feigenbaum und Esther Wollruch. 1991 war Celia mit ihrer Tochter Ruth in Ulm. Laut deren Aussage wurden sie in Ulm sehr herzlich und gastfreundlich aufgenommen. Am 4. Oktober 2011 starb sie mit fast 101 Jahren.

Entmietungsgesetz

Das Gesetz über Mietverhältnisse mit Menschen jüdischer Abstammung vom April 1939, auch Entmietungsgesetz genannt, änderte den gesetzlichen Mieterschutz zu Lasten jüdischer Mieter und Vermieter. Hausgemeinschaften mit „deutschblütigen“ Nachbarn sollten aufgelöst werden: Gemeindebehörden konnten im Einvernehmen mit arischen Vermietern den Wohnraum für nichtjüdische Familien freimachen und jüdische Mitbürger in beengte Räumlichkeiten von sogenannten Judenhäusern einweisen.