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Flora Bayersdorfer
Hermann-Köhl-Straße 16
HIER WOHNTE
FLORA BAYERSDORFER
GEB. MOOS
* 30. Juli 1878
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 1943
Flora Bayersdorfer wurde am 30. Juli 1878 als Tochter von Julius und Friederike Moos in Ulm geboren. Sie hatte noch neun weitere Geschwister, wobei vier schon im Kleinkindalter verstarben.
Flora Bayersdorfer wohnte in der Sattlergasse in Ulm und von 1880 bis 1902, vermutlich bis zu ihrer Hochzeit am 3. März 1902 mit dem Münchner Schuhfabrikanten Emanuel Bayersdorfer, in der Bahnhofsstraße in Ulm. Mit der Hochzeit verlegte Flora Bayersdorfer ihren Lebensmittelpunkt nach München. Ihr Ehemann starb am 24. Mai 1919 in München.
Am 2. Dezember 1924 heiratete sie den Kaufmann Hermann Weinberg, von dem sie aber am 4. Juni 1926 wieder geschieden wurde. Das Staatsministerium des Innern genehmigte am 20. Oktober 1926, dass Flora Weinberg nun wieder den Namen ihres verstorbenen ersten Ehemanns annehmen durfte. Am 25. September 1933 wurde sie wieder in Ulm angemeldet und wohnte in der Zeitblomstraße 41.
Am 24. April 1934 verlegte sie ihren Wohnsitz in die Hermann-Köhl-Straße 16 in Neu-Ulm. Seit dem Tode ihres Vaters am 31. Dezember 1928 verfügte sie dort über Eigentumsanteile an einer Wohnung im 1. Stock, rechts. Ilse Model wohnte bei ihr zur Untermiete.
Felix Moos, ein Bruder von Flora Bayersdorfer, lebte seit 1934 in Brüssel und wollte 1937 mit seiner Schwester die Weltausstellung in Paris besuchen. Die Gestapo genehmigte dies aber nicht, da ihr Pass nur für das Inland galt. Dieser Pass wurde am 24. März 1936 ausgestellt und kostete 210 RM. Auch bei der Juden-Vermögens-Abgabe 1938 wurden von allen Juden überhöhte Steuern verlangt. Da Flora Bayersdorfer vermögend war, musste sie, laut Bescheid vom 13. Dezember 1938, insgesamt 23000 RM in 4 Raten bezahlen.
Schon 1939 sollte das Haus Hermann-Köhl-Straße 16 „arisiert“ werden. Rechtsanwalt Moos erhob gegen den Verkauf mehrmals Einspruch. Trotzdem musste Flora Bayersdorfer am 16. Mai 1940, gemeinsam mit Ilse Model, in das Haus der Familie Bissinger in der Augsburger Straße 34 umziehen. 1942 war sie für die Deportation nach Izbica vorgesehen.
In einem Schreiben des Neu-Ulmer Bürgermeisters vom 13. März 1942 an den Landrat wird erwähnt, dass Flora Bayersdorfer für eine „Aussiedlung“ nicht in Betracht käme, da sie über 65 Jahre alt und gebrechlich sei. Aber am 8. März 1943 musste sie doch noch nach München umziehen.
„Abwanderung“ stand auf ihrer Karteikarte. Vermutlich wurde sie in den am 13. März 1943 von München abgehenden Transport nach Auschwitz einbezogen und dort ermordet.
Quellen:
- Ingo Bergmann, Und erinnere dich immer an mich, Gedenkbuch für die Ulmer Opfer des Holocaust, Ulm 2009
- Heinz Keil, Dokumentation über die Verfolgung der jüdischen Bürger von Ulm, Ulm 1961
- Adressbücher der Stadt Ulm/Neu-Ulm
- Bundesarchiv
- Stadtarchiv München
- Staatsarchiv Augsburg und München
- Mündl. Erinnerung von Gerard G. Moss (Neffe von Flora Bayersdorfer), Miami, USA
- Stadtarchiv Neu-Ulm
- A01, Nr. 8723, 7844, 7845, 7846, 8043, 8529.
- A02, Baugesuche I, Nr. 297.
- A09 Meldekarten.
- Adressbücher von Neu-Ulm.
- E-NSC 38, Treu, Barbara (Hrsg.), Stadt Neu-Ulm, 1869-1994, Ulm 1994.
- E-NSC 81, Teuber, Edwin, Ortsfamilienbuch der Stadt Neu-Ulm, Neu-Ulm 1979.