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Josef Stern

Johannisstraße 4

HIER WOHNTE
JOSEF STERN
* 2. April 1893
DEPORTIERT 1942
PIASKI
ERMORDET 29. Juni 1942
MAJDANEK

1901 zog Josef Stern mit seiner Familie nach Neu-Ulm. Seine Mutter Flora, geb. Bauland (*26.05.1870 in Jebenhausen bei Göppingen, +24.04.1933 in Neu-Ulm) war die Tante von Siegfried Bauland, dem ebenfalls ein Stolperstein gewidmet wird. Sein Vater Ferdinand Stern (*10.03.1857, +1905) verstarb bereits mit 48 Jahren.

Im 1. Weltkrieg diente Josef Stern beim Militär und kehrte am 26. November 1918 nach Neu-Ulm zurück. Er arbeitete zunächst als Händler im Außendienst. Später auch als Prokurist bei der Lederfabrik Lebrecht in Ulm, als Buchhalter bei der Hutfabrik Mayser in Ulm und danach in einer Gärtnerei der Familie Weimar, die ein Blumen- und Gemüsegeschäft in Neu-Ulm führte.

In den 30er-Jahren lebte Herr Stern in einer Wohnung in der Johannisstraße 4, die er teilweise an die Familie Blessing untervermietet hatte. Im Juli 1939 musste er seine Wohnung räumen, obwohl der Hauseigentümer in einem Schreiben an den Magistrat am 1. Juni 1939 darauf verwiesen hatte, dass sein Mieter aufgrund eines Auswanderungsantrags nach Kuba voraussichtlich im September oder Oktober sowieso ausziehen würde. Josef Stern musste in das Haus von Anna Wolff in der Schützenstraße 41 ziehen.

Im April 1942 (Verfügung der Gestapo vom 26. März 1942) wurde Josef Stern zusammen mit sechs Angehörigen der Familie Bissinger aus Neu-Ulm deportiert. Warum die Auswanderung nach Kuba nicht gelang, ist unbekannt. Nach einem Stopp im Sammellager Milbertshofen bei München und der Aufnahme weiterer Juden aus Regensburg wurde er mit 986 Menschen ins Ghetto Piaski gebracht.

Piaski
In das 1940 eingerichtete Ghetto Piaski, etwa 21 Kilometer von der polnischen Stadt Lublin entfernt, wurden Juden unterschiedlicher Nationalität deportiert und von dort in verschiedene Vernichtungslager weitertransportiert. Auch vor Ort kam es zu Massenerschießungen, insbesondere vor der Auflösung des Ghettos 1943.


Anschließend wurde Herr Stern ins Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek deportiert. Dort waren die hygienischen Bedingungen katastrophal, sodass 60% der Gefangenen durch Krankheiten und Erschöpfung starben. Das Lager besaß drei Gaskammern. Bis zur Befreiung durch die rote Armee 1944 betrug die Zahl der Opfer circa 78.000. Da vor der Auflösung des Lagers die SS fast alle Dokumente zerstörte, ist unbekannt, unter welchen Umständen Josef Stern in Majdanek am 29. Juni 1942 starb.

Heute findet man seinen Namen auf dem Grabstein seiner Mutter auf dem jüdischen Friedhof in Neu-Ulm, wo man seiner Gedenken kann.

Quellen:

Stadtarchiv Neu-Ulm:
A01, Nr. 8723, 7844, 7845, 7846, 8043, 8529.
A09 Meldekarten.
Adressbücher von Neu-Ulm.
E-NSC 38, Treu, Barbara (Hrsg.), Stadt Neu-Ulm, 1869-1994, Ulm 1994.
E-NSC 81, Teuber, Edwin, Ortsfamilienbuch der Stadt Neu-Ulm, Neu-Ulm 1979.

Internetquellen:

http://www.neilpiwovar.com 

http://yvng.yadvashem.org

http://www.bundesarchiv.de

https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Majdanek

http://www.statistik-des-holocaust.de

http://www.jüdische-gemeinden.de