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Historie der Stadt Neu-Ulm

Die Stadt Neu-Ulm ist eine junge Stadt. Dennoch oder gerade deshalb verfügt sie über eine interessante Historie. Im Folgenden erfahren Sie Hintergründe zur Entstehung und Entwicklung der Stadt Neu-Ulm.

Folgender Film zeigt die Entwicklung der Stadt Neu-Ulm in Bildern – von der Stadterhebung (1869) bis ins Jahr 2020:

Die Entstehung Neu-Ulms

Neu-Ulm ist eine junge Stadt. Sie verdankt ihre Entstehung den großen Veränderungen nach den Napoleonischen Kriegen. Durch den am 18. Mai 1810 in Compiègne geschlossenen Vertrag zwischen den Königreichen Bayern und Württemberg wurde die Grenze ab 1. November 1810 vor Ulm auf die Mitte der Donau gelegt. Die verkehrsgünstige Lage vor der Herdbrücke nach Ulm bewog König Max I. Joseph am 7. April 1811 hier eine Gemeinde zu gründen. Entscheidende Impulse für diesen Schritt kamen von Karl Ernst von Gravenreuth als "Generalkommissär des Oberdonaukreises" der Regierungspräsident dieser Zeit für Bayerisch Schwaben.

Mit dem 22. April 1811 begann das Gemeindeleben von „Ulm auf dem rechten Donauufer“. Die kleine Gemeinde war zu Beginn eine mehr oder weniger zufällige Ansiedlung von Gärten, Höfen, Wirtshäusern, einem Grenzposten und einer Zollstation sowie dem Dorf Offenhausen. 1814 tauchte erstmals der Name „Neu-Ulm“ in den Akten auf.

Die Entwicklung der Stadt wurde durch den Beschluss der Frankfurter Bundesversammlung von 1841, in Ulm eine Bundesfestung zu errichten, entscheidend forciert. Neu-Ulm wurde Brückenkopf der „größten Festungsanlage Europas“, der Bundesfestung Ulm. König Ludwig I. setzte durch, dass die Planung für die Festung auf bayerischer Seite genügend Raum für die Anlage einer Stadt bot.

1858 zogen das 12. Infanterieregiment „Prinz Arnulf", später die Chevauxlegers und die Fußartillerie in die Festungsanlage ein. Neu-Ulm wurde Garnisonstadt (von 1858-1918, 1934-1945 und 1951-1991).

1853 erhielt Neu-Ulm die Eisenbahnverbindung nach Augsburg, 1854 mit dem Bau der Donaubrücke die Verbindung nach Stuttgart.

Der Gemeinde Neu-Ulm verlieh der König Maximilian II (Max II) am 3. Februar 1857 ein Wappen. Der silberne Zinnenturm des Wappens ist Symbol für die Festungsanlage. Die Farben schwarz und silber (weiß) verweisen auf Ulm, silber (weiß) und blau auf die Zugehörigkeit zu Bayern.

Stadterhebung

Am 29. September 1869 erhebt König Ludwig II. Neu-Ulm „in landesväterlichem Wohlwollen mit Rücksicht auf das rasche Emporblühen und die Bedeutung des Ortes“ in die Reihe der Städte des Königreichs Bayern.

Aufwärtsentwicklung

Josef Kollmann (1885 - 1919 Bürgermeister) trieb die Entwicklung der Stadt entscheidend voran. Von 1891 bis 1935 ist Neu-Ulm eine kreisfreie Stadt und besitzt somit Rechte und Pflichten vergleichbar mit denen eines Landkreises. 1897 wird die Straßenbahnlinie zwischen den Bahnhöfen Ulm und Neu-Ulm eingeweiht. Eine weitere technische Errungenschaft ist die Wasserversorgung. Der Wasserturm, das Wahrzeichen Neu-Ulms, wird 1900 fertiggestellt.

Der 1906 abgeschlossene Grundstückskauf der inneren Umwallung gibt der Stadtentwicklung einen enormen Schub und befreit die Stadt von ihrem längst zu eng gewordenen Korsett: Die Festungswälle werden an manchen Stellen durchbrochen, die dringend notwendige Stadterweiterung kann in Angriff genommen werden. Große Fabrikanlagen können erstmals vor den Festungswällen errichtet werden.

Nach dem für das Deutsche Reich verlorenen Ersten Weltkrieg muss die Neu-Ulmer Garnison aufgelöst werden. Dies bedeutet vor allem für die einseitig auf das Militär ausgerichtete Wirtschaft Neu-Ulms, dass sie sich neu orientieren muss. Dies gelingt und die Stadt erlebt nach 1919 eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Neu-Ulm ist bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine vermögende Stadt.

Städtebaulich interessant ist der 1922 bis 1926 erfolgte Umbau der katholischen Stadtpfarrkirche durch Dominikus Böhm. Die Kirche St. Johann Baptist ist ein frühes Beispiel moderner Sakralbaukunst.

Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg und Wiederaufbau

Zwischen 1934 und 1945 hat die Stadt wieder eine Garnison. Die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges endet für Neu-Ulm mit den schweren Bombenangriffen im Dezember 1944 und März 1945 verheerend. 80% aller Gebäude werden zerstört. Alle Brücken über die Donau sind kurz vor Einmarsch der Amerikaner gesprengt worden.

1945 stand die Stadt vor einem komplett neuen Anfang. Unzählige Flüchtlinge suchten hier eine neue Heimat. Überlegungen für den völligen Neubau der Stadt wurden wieder fallengelassen. Es fehlten die Mittel und es widerstrebte schwäbischem Geist, sich beim Wiederaufbau nicht an das Gegebene zu halten.

Neu-Ulm vergrößert sich

Von 1948 bis 1972 erlangte Neu-Ulm erneut den Status einer kreisfreien Stadt.
Ersten Wiederaufbauten und Neubauten der 50er Jahre folgte der Bauboom der 60er und 70er Jahre. Die Amerikanische Garnison als dritte Phase der Garnisonszeit hat Neu-Ulm nicht nur baulich geprägt. Neue Wohngebiete wurden erschlossen, das Gewerbegebiet wuchs, Schulen, Spiel- und Sportstätten konnten gebaut, die Umwandlung des Glacis in einen Park begonnen werden.

Im Zuge der Gebietsreform der 70er Jahre vergrößerte sich die Stadt durch die Eingemeindung von neun umliegenden und bis dahin eigenständigen Ortschaften auf die heutige Fläche von 80 qkm. 1975 wurde das Wohn- und Geschäftshaus „Donaucenter“ bezogen, 1977 entstanden das Kultur- und Tagungszentrum Edwin-Scharff-Haus und das Edwin Scharff Museum.

Prozess des Wandels

1980 fand die erste Landesgartenschau statt. Neu-Ulm befindet sich von nun an in einem dynamischen Prozess des Wandels. Die Sanierung und Verkehrsberuhigung der Innenstadt, die Umwandlung der ehemaligen US-Kasernenareale in Wohn- und Gewerbegebiete und die Absenkung der die Stadt zerschneidenden Bahnanlagen im Zuge des Ausbaus der ICE-Schnellbahnstrecke Stuttgart-München haben der Stadt bereits in den vergangenen Jahren ein neues Profil gegeben.

Verstärkt wird der Wandel durch die Verwirklichung weiterer Großprojekte. Von herausragender Bedeutung sind vor allem die Inbetriebnahme der ratiopharm arena, der Bau der Glacis-Galerie sowie der moderne Wohnungsbau in der Innenstadt. Im Zuge des Projekts Neu-Ulm 21 wurde die Bahnanlage grundlegend neu geordnet. Aus dem oberirdischen Bahnhof entstand zusammen mit den angrenzenden Bahnstrecken ein Tiefbahnhof, der im März 2007 in Betrieb genommen wurde.

Mit der Landesgartenschau 2008 bekam die Stadt die einmalige Möglichkeit städtebauliche Großprojekte mit bestehenden und neuen Grünanlagen im Glacis-Park sowie auf dem Wiley-Gelände zu einem großen grünen Netz zu verknüpfen.

2011 stand ganz im Zeichen des 200. Geburtstages Neu-Ulms. Mit verschiedenen Veranstaltungen haben die Stadt, die Bürger, die Vereine und die Wirtschaft das Jubiläum gefeiert. Im Jahr 2019 stand dann bereits das nächste große Jubiläum an: 150 Jahre Stadt Neu-Ulm.

Weitere Informationen

Wenn Sie die Geschichte Neu-Ulms wieder zum Leben erwecken und aktiv erkunden möchten, empfehlen wir Ihnen die Rundgänge und Radtouren der sogenannten "Stadtgeschichten". An 91 Standorten im Stadtgebiet wird auf Tafeln die Entwicklung der Stadt und ihrer Dörfer erzählt:

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