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Wiley – Erfolgreiche Militärkonversion in Neu-Ulm

„Chancen, die sich einem bieten, muss man ergreifen und Bedenken aus dem Weg räumen. Die Stadt Neu-Ulm hat nicht gezaudert, sondern angepackt.“

Neu-Ulms ehemaliger Oberbürgermeister Gerold Noerenberg wählte diese Worte mit Bedacht, verlieh ihnen aber gleichzeitig auch Nachdruck. Er sprach von der erfolgreichen Konversion, also der Umwandlung von ehemals militärisch genutzten Flächen in der Stadt. 

Nach jahrelanger erfolgreicher Konversionsarbeit kann die Stadt Neu-Ulm heute auf ein herausragendes Kapitel ihrer Stadtentwicklung zurückblicken. Durch die Konversion ist im Wiley ein attraktiver und lebendiger Stadtteil in zentraler Lage zur Innenstadt entstanden, der Wohnen, Arbeiten und Freizeitmöglichkeiten miteinander kombiniert.

Von Militärflächen zum lebendigen Stadtquartier

Drei Jahrzehnte sind inzwischen vergangen, seit die 40 Jahre andauernde US-amerikanische Stationierung in Neu-Ulm (1951-1991) endete und die Stadt in der Folge in den Jahren 1993 und 1994 rund 140 Hektar Militär- und Kasernengelände vom Bund erworben hat.

Das ehemalige Militärgebiet in Neu-Ulm gliedert sich in mehrere Flächen auf, die alle im Stadtgebiet liegen.

Die Wiley-Kaserne mit knapp 80 Hektar nimmt den größten Bereich ein und grenzt an die südliche Innenstadt an. Das Areal ist aufgeteilt in die drei Bereiche: Wiley-Nord, Wiley-Mitte und Wiley-Süd.

Die restlichen ehemaligen Militärflächen sind die Nelson-Kaserne mit 15 Hektar, das Vorfeld-Wohngebiet mit fast 29 Hektar, das einstige Donau-Kasino und der Landeplatz Schwaighofen mit zusammen rund 19 Hektar.

In Nelson und Wiley befanden sich zu Beginn der Konversionsmaßnahmen Wohngebäude für Mannschaften und Offiziere, technische Gebäude, Waschanlagen für Panzer sowie Freizeit- und Versorgungseinrichtungen (wie Kirche, Mehrzweckhalle, Kino, Sporthallen, Wasser- und Heizwerk).

Nach mehreren Verhandlungsetappen 1993 und 1994 gelangte die Stadt Neu-Ulm schließlich in den Besitz des insgesamt 140 Hektar großen ehemaligen Militärgeländes.

In Verhandlungen mit dem Bund hatte man sich auf einen Kaufpreis von 86 Millionen Deutsche Mark verständigt.

Bereits 1993 beschlossen die damaligen Stadtverantwortlichen wegen des komplexen Stadtentwicklungsprozesses, alle gesellschaftlichen Gruppen in die Abläufe der Konversion einzubinden. Es sollte ein möglichst breiter Konsens in den politischen Gremien hergestellt werden. Daher wurde ein Konversionsausschuss gebildet und entsprechende Arbeitsgruppen eingesetzt.

1994 folgte ein bundesweit ausgelobter städtebaulicher Ideenwettbewerb für die neue Planung des Wiley-Geländes. Sieger war das Büro Wolfram Baltin + Partner. Dieses wurde ein Jahr später mit der Erstellung der Rahmenplanung beauftragt, die Grundlage für sämtliche Bebauungspläne im Wiley-Areal. Während aller Planungsphasen und bis heute konnte die Zielsetzung des Wettbewerbs, die Dreigliedrigkeit des Gebietes zu erhalten, übernommen und umgesetzt werden.

Die Hauptaufgabe der Stadterneuerung im Rahmen der Konversion war von Anfang an klar umrissen:

  • Der erhaltenswerte Gebäudebestand auf den Konversionsflächen sollte umgenutzt werden.
  • Die übrigen Grundstücke sollten mittels Flächenrecycling für eine Neubebauung aufbereitet werden.
  • Die Konversionsmaßnahme in Wiley-Süd, das sich besonders durch eine recht lockere Bebauung auszeichnete, sollte eine zügige Stadterweiterung ermöglichen. Hierbei sollten sowohl ökologische als auch aus finanzielle Aspekte berücksichtigt werden.

Wiley-Nord

Wiley-Nord ist das etwa 15 Hektar große Quartier zwischen Memminger Straße, Heinz-Rühmann-Straße, Bradleystraße und Europastraße. Die Kasernengebäude im westlichen Abschnitt wurden als erhaltenswert eingestuft und konnten umgenutzt werden.

Folgende Einrichtungen sind in die Bestandsgebäude eingezogen: Seit November 1998 ist das Technologie- und Gründerzentrum in Betrieb. Durchschnittlich sind dort 25 Existenzgründer-Unternehmen tätig. Daneben befindet sich die Weiterbildungseinrichtung der Gesellschaft für Technische Bildung (GTB) sowie die Seniorenwohnanlage Albertinum. Das Multiplexkino Dietrich Theater ist ein weiterer wichtiger Anziehungspunkt.

Nachdem der Recyclinghof, der zwischenzeitlich in Wiley-Nord angesiedelt war, 2015 in den Breitenhof verlagert wurde, sollen nun auch die verbleibenden Brachflächen im Bereich Romy-Schneider-Straße bis Curd-Jürgens-Straße zu einem attraktiven Quartier entwickelt werden. Das städtebauliche Konzept aus 2013, das vom Büro bs+ Städtebau und Architektur aus Frankfurt erstellt worden war, bildet gemeinsam mit dem 2015 von der Verwaltung erarbeiteten Straßenraumkonzept die Grundlage für die weitere Entwicklung.
Zum Schuljahr 2018/2019 wurde die neue, vierzügige Mark-Twain-Grundschule in Betrieb genommen, die hier aufgrund der steigenden Schülerzahlen benötigt wird. Angrenzende Flächen sind für den Neubau des Lessing-Gymnasiums reserviert. Im östlichen Bereich um die Curd-Jürgens-Straße wurde das Wohnquartier Wiley-Nord erschlossen.

Wiley-Mitte

Die 19 Hektar Fläche in Wiley-Mitte wurden für die Landesgartenschau in Neu-Ulm 2008 gestaltet. Aktuell dient dieser Bereich zwischen Europastraße und der John-F.-Kennedy-Straße der Bevölkerung als Sport- und Freizeitpark mit einem Bolz- und Fußballplatz, einer Skaterbahn, einem Kinderspielplatz mit Wasserspielen und einem Beachvolleyballfeld.

In Wiley-Mitte befinden sich zudem die neue Hochschule samt Erweiterungsbau, das ehemalige US-Casino (der heutige Wiley-Club), ein Teil der Bundesfestung Ulm/Ulm-Neu-Ulm (Ludwigsvorfeste), die Friedenskirche sowie das ehemalige Wachhaus.

Seit dem Jahr 2023 wird im westlichen Teil des Areals der Katherine-Johnson-Campus entwickelt, als moderner Bürostandort für Unternehmen aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnik. In Ergänzung zur Dienstleistungszeile in Wiley-Süd stehen dort weitere 1,3 Hektar Gewerbefläche für die Entwicklung eines hochwertigen Arbeitsplatzangebots in attraktiver Umgebung zu Verfügung.

Wiley-Süd

Das größte Teilgebiet des Wiley-Areals, Wiley-Süd, wurde als eigentlicher Wohnschwerpunkt bestimmt. Innerhalb von drei Bauabschnitten sind rund 1.250 Wohneinheiten und drei Studentenwohnheime mit insgesamt 280 Zimmern fertig gestellt worden. In Wiley-Süd leben heute mehr als 3.300 Menschen.

Das bestimmende Element der räumlichen Gestaltung ist eine U-förmige Hofform, die große, zusammenhängende Hofquartiere schafft. Entlang der westlichen Grenze des Areals wurde parallel zur Hauptverkehrsachse Memminger Straße 2001 das „edisoncenter“ als Dienstleistungszeile auch mit Lärmschutzfunktion für die angrenzende Wohnbebauung realisiert.

Prägnant für das Gebiet ist die doppelte Baumreihe, die den gesamten Bereich gestaltet. Zentrales Element ist zudem der Peter-Biebl-Park, der sich durch das komplette Gebiet zieht und im Süden an den Stadtteil Ludwigsfeld grenzt.

Im westlichen Bereich, an der Edisonallee ist ein Marktplatz als zentraler Ort für Einkauf, Begegnung und Kommunikation entstanden: der Stadtteilplatz Wiley-Süd, der im Juli 2017 offiziell eingeweiht wurde.

Bereits im Mai 2004 hat sich der Bürgerverein Wiley-Süd e. V. formiert. Der gemeinnützige Verein fördert den Breitensport, den Umweltschutz, Kultur und die Familie. Außerdem vertritt dieser die Interessen der Bürger in Wiley-Süd.

Weitere Informationen

Broschüre Konversion der Militärflächen in Neu-Ulm (PDF, 2.8 MB)

Informationen zu den ehemaligen US-Kasernen in Ulm und Neu-Ulm gibt es auf der Website www.usgarnison.de.