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Stadt Neu-Ulm erhält Abwasser-Innovationspreis

Visualisierung des städtebaulichen Entwurfs "Wohnen am Illerpark" (Quelle: Ramboll Studio Dreiseitl, Überlingen)

22. Janaur 2021   –   Die Stadt Neu-Ulm hat sich mit dem Projekt „Innovative Regenbewirtschaftung und Starkregenvorsorge für das Wohngebiet Wohnen am Illerpark“ am Wettbewerb für den Abwasser-Innovationspreis 2020 des Bayerischen Staatministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz beworben. Mit Erfolg! Ein Expertengremium hat die Stadt Neu-Ulm als ersten Preisträger ausgewählt. Der Freistaat wird sich nun mit bis zu 750.000 Euro an dem prämierten und gut 1,5 Millionen Euro teuren Regenwasserbewirtschaftungskonzept im Neu-Ulmer Erschließungsprojekt beteiligen.

Das ausgezeichnete Projekt wird im neuen Baugebiet „Wohnen am Illerpark“ im Nordwesten Ludwigsfelds umgesetzt. Die Stadt plant hier ein urbanes Stadtquartier mit zukunftsweisenden Strukturen und der Mischung unterschiedlicher Wohnformen. „Aufgrund der Lage am Illerkanal bietet sich das Gebiet für ein neues und innovatives Versorgungskonzept an“, sagt Jochen Meissner, Abteilungsleiter Stadtentwässerung/Wasserbau im Neu-Ulmer Rathaus.
 

Grünfuge als zentrales Element

Im neuen Wohnquartier soll entsprechend des Projekts Regenwasser oberflächlich abgeleitet und gleichzeitig als gestalterisches Element in Form eines „Blauen Bands“ in einer Grünfuge eingesetzt werden. Der Anspruch an die Grünfuge besteht darin, diese jederzeit nutzbar zu halten – sowohl bei Regen, als auch im trockenen Zustand.
 

Versickerung von Regenwasser

Die Planungen sehen vor, dass die Freiraumgestaltung mit der Regenwasserbewirtschaftung kombiniert wird. Das anfallende Regenwasser wird über Mulden-Rigolensysteme in der zentralen Grünfuge zurückgehalten und dort versickert. Die öffentlichen Straßen werden ebenfalls in Richtung Grünfuge entwässert und zwar über eine sogenannte Pflastermulde beziehungsweise eine Linienentwässerung.

Das anfallende Wasser der privaten Grundstücke soll auch über zentrale Anlagen in der Grünfuge bewirtschaftet werden. Um Fehlanschlüsse zu vermeiden und die Bauherren nicht vor unlösbare Aufgaben zu stellen, werden die unbelasteten Abflüsse der Privatflächen über Transportleitungen zu den zentralen Versickerungsanlagen geführt. Darüber hinaus wird durch die durchweg begrünten Dachflächen im Wohnquartier das Regenwasser bereits vorgereinigt und einer Verdunstung zugeführt.
 

Grünfuge und begrünte Dächer für ein besseres Stadtklima

„Die offene Versickerung in der Grünfuge und die begrünten Dächer haben zwei positive Effekte: Zum einen wird das Stadtklima verbessert und zum anderen wird dem Urban-Heat, also der sogenannten städtischen Wärmeinsel, entgegengewirkt“, erläutert Meissner. Solche Wärmeinseln entstehen durch Beton und Asphalt vor allem in Ballungsgebieten. Die Temperaturen in diesen Gebieten sind oftmals deutlich höher, als in ländlichen Gebieten.
 

Transport des Ab- und Regenwassers

Im Bereich des Abwasser- und Regenwassertransportes werden im Wohnquartier ebenfalls neue Wege beschritten: Da im Straßenraum nur wenig Platz für Ver- und Entsorgungsleitungen zu Verfügung steht, kommen sogenannte Zwei-Leiter-Rohrsystem und Multischächte für Schmutz- und Regenwasser zum Einsatz. Die Rohrsysteme sind platzsparend, da nur ein Schachtbauwerk für beide Systeme benötigt wird. Schmutz- und Regenwasser werden hierbei parallel, aber auf verschiedenen Ebenen geführt. Bei dieser Art von System können somit sowohl Material-, als auch Aushubkosten minimiert werden. Das komplette System wurde auch mit Blick auf Starkregenereignisse vorausschauend geplant. Selbst bei äußerst starken Regenfällen wird das Regenwasser im Straßenraum und den Seitenräumen so zurück gehalten, dass es schadlos über die Grünfuge abgeleitet werden kann, hierfür sieht das Regenwasserkonzept vor, zusätzliche Notwasserwege zu etablieren, die für erhöhte Überflutungssicherheit des Gebiets sorgen.

Da im Bereich des Illerparks 600 neue Wohneinheiten entwickelt werden und das Plangebiet rund 10 Hektar umfasst, wird die bauliche Umsetzung mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Ziel ist es, die Planungen für das Gebiet noch dieses Jahr abzuschließen.