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Was von den Amerikanern in Neu-Ulm übrig blieb
Virtueller Ausstellungsraum gewährt abseits des offiziellen Geschehens einzigartige Einblicke in die Geschichte des US-Militärs in der Stadt
28. Juli 2021 – In diesem Jahr jährt sich der Abzug des US-Militärs aus der Stadt Neu-Ulm zum 30. Mal. Anlässlich des Jubiläums präsentiert das Neu-Ulmer Stadtarchiv in einem virtuellen Ausstellungsraum interessante Fotos, Objekte und Anekdoten aus der Zeit der Amerikaner.
Andenken an die Zeit der US-Amerikaner
Die US-Streitkräfte gehörten 40 Jahre zur Stadt Neu-Ulm und sind bis heute ein wichtiger Teil im Leben vieler Neu-Ulmerinnen und Neu-Ulmer geblieben. Dr. Larissa Ramscheid, die Leiterin des Neu-Ulmer Stadtarchivs, und ihr Stellvertreter, Peter Liptau, begaben sich anlässlich des Jubiläums auf Spurensuche in der Stadt. „Uns hat interessiert, welche Gegenstände und Objekte die Bürgerinnen und Bürger noch zum Andenken an die Zeit der US-Amerikaner zu Hause haben. Wir haben daher Anfang des Jahres einen öffentlichen Aufruf gestartet“, sagt Ramscheid.
Die Resonanz hat das Archiv-Duo beinahe überwältig: Gut 50 Objekte und mehr als 180 Fotografien und Dokumente wurden dem Stadtarchiv übergeben. Dazu gab es jede Menge persönliche Geschichten, Anekdoten und private Erinnerungen. Ramscheid und Liptau haben alles fotografiert und die Geschichten zu den Objekten aufgeschrieben, um sie in einer digitalen Ausstellung der Allgemeinheit zugänglich zu machen. „Die Ausstellung gibt somit einen einzigartigen Einblick in das besondere Zusammenleben zweier Nationen hier in Neu-Ulm. Die Ausstellung macht aus banalen Gegenständen einzigartige Zeugnisse einer besonderen Zeit“, so Liptau.
Besondere Ausstellungsstücke
Zu den besonderen Ausstellungstücken gehört unter anderem eine komplette Uniform. Ein ehemals in Neu-Ulm stationierter US-Soldat hat dem Stadtarchiv diese aus Amerika zugeschickt, nachdem er gehört hatte, dass hier eine Ausstellung vorbereitet wird. Auch Fotografien einer Übung der Feuerwehr der US-Army in der Steubenstraße aus dem Jahr 1973 wurden dem Archiv zur Verfügung gestellt. Interessanterweise bestand die Mannschaft der US-Feuerwehr aus Deutschen. Da die Amerikaner in dieser Zeit nicht gut ausgerüstet waren, arbeiteten sie bei Einsätzen mit der Neu-Ulmer Feuerwehr zusammen. Auf den Fotos sind beide Wehren bei einer gemeinsamen Übung zu sehen.
Ein weiteres Highlight der Ausstellung: Teile des Geschirrs aus den ersten Unterkünften der Offiziere in der Ringstraße. Das Geschirr wurde seinerzeit extra von der Firma Rosenthal für die US-Streitkräfte angefertigt und enthält die Prägung „US. Standard Design 08 ROB“ an der Unterseite. Die Teller und Schüsseln wurden sorgsam aufgehoben. Für die Familie, in deren Besitz sie sich bis heute befinden, erinnern sie an die Arbeit der Mutter, die jahrelang als Reinigungskraft in den Offiziersunterkünften arbeitete. Diese Arbeit war die Grundlage eines neuen Lebens für die gesamte Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den deutschen Ostgebieten nach Neu-Ulm kam.
„Es hat uns unheimlich berührt, mit wie vielen positiven Erinnerungen die Menschen uns ihre Geschichten erzählt haben. Zwischen den Neu-Ulmerinnen und Neu-Ulmern und den US-Amerikanern in der Stadt sind Beziehungen und Freundschaften entstanden, die sehr lange Zeit hielten und teilweise bis heute Bestand haben und eine ganze Generation und deren Nachkommen geprägt haben. Die 40jährige Gemeinschaft mit den US-Soldaten ist offensichtlich tief in die Herzen der Menschen eingeschrieben. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass die allermeisten die für die Ausstellung zur Verfügung gestellten Objekte und Gegenstände wieder zurück haben möchten, damit sie dauerhaft in ihren Familien verbleiben“, sagt Dr. Larissa Ramscheid.
Link zur digitalen Ausstellung
Der virtuelle Ausstellungsraum der digitalen Ausstellung kann ab sofort unter https://stadtgeschichte.neu-ulm.de/ besucht werden. In Text und Bild wird anschaulich die Historie des Wiley von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart dargestellt.
Die Seite der Neu-Ulmer Stadtgeschichte wird auch nach der US-Aktionswoche beständig weiterentwickelt und um weitere Beiträge zur historischen Entwicklung Neu-Ulms nach und nach ergänzt.